TUS Jubilare 2022
(hpp). Strahlender Sonnenschein und ein – unter Federführung von Ingrid Stopper und Renate Fuchs - toll hergerichteter sowie festlich dekorierter Biergarten unseres Vereinslokals „Zum Keglerheim“ bildeten am Sonntagmorgen (28. August) den würdigen Rahmen der diesjährigen TuS-Jubilarenehrung. Insgesamt 23 Mitglieder standen diesmal auf der Ehrungsliste, wobei die Handballer mit 16 Personen dominierten.
1997, 1982, 1972, 1962 und 1952 waren die zu ehrenden der TuS beigetreten. Mit launigen Worten und in gewohnt souveräner Manier moderierte TuS-Chef Detlev Esser die kurzweilige Veranstaltung. Wer erinnert sich noch? 1997 gab Großbritannien den Stadtstaat Hongkong an China zurück, gewann Jan Ullrich als erster Deutscher die „Tour de France“, während im Sommer das Hochwasser an der Oder die Schlagzeilen bestimmte. Derweil feierte die TuS in diesem Jahr einen großen sportlichen Erfolg, als Kegler Stefan Beck (heutiger Spielertrainer unserer Hessenligatruppe) Junioren-Weltmeister wurde. Acht Mitglieder traten seinerzeit der TuS bei, die nun neben der Urkunde auch die silberne Ehrennadel des Vereins in Empfang nehmen konnten.
Die Nadel in Gold erhielten drei Mitglieder, die der TuS schon 15 Jahre länger die Treue halten. Sie unterschreiben 1982 ihre Eintrittserklärung. Das Jahr, in dem die – gottseidank nur relativ kurzfristig aufkeimende – kriegerische Auseinandersetzung zwischen Großbritannien und Argentinien um die Falkland-Inseln für Verwirrung gesorgt hatte. Bei der Fußball-WM in Spanien hatten Deutschland und Österreich in der Vorrunde einen „Nichtangriffspakt“ getroffen. Leidtragender war Algerien. Der für beide Nachbarn maßgeschneiderte 1:0-Sieg Deutschlands ging als „Schande von Gijon“ in die Geschichte ein. Im Endspiel verlor die Truppe von Bundestrainer Jupp Derwall dann aber später gegen Italien mit 1:3. Innerhalb der TuS wurden in diesem Jahr mit Karate und Leichtathletik zwei neue Abteilungen ins Leben gerufen.
Zehn Jahre zuvor waren die deutschen Kicker in Belgien nach einem 3:0-Sieg gegen die UdSSR erstmals Europameister geworden. Im August/September 1972 fanden in München die Olympischen Sommerspiele statt. Bis zum Überfall einer palästinensischen Gruppe auf die Unterkunft der Israelis im olympischen Dorf in allerbester Stimmung. Der missglückte Befreiungsversuch führte zu vielen Toten. Aber: „The Games must go on“ sprach der damalige IOC-Prasident Avery Brundage anschließend bis heute unvergessene Worte. In Rüsselsheim wurde die Köbelhalle (mittlerweile aus bekannten Gründen in Großsporthalle umgetauft) eingeweiht, während sich die TuS über den Neueintritt von sechs Handballerinnen und Handballern freute.
1962 musste Hamburg eine Sturmflut-Katastrophe überstehen. Im Rahmen des Sporttages der Stadt Rüsselsheim trafen die TuS-Handballer im Stadion auf ihre Freunde aus der französischen Partnerstadt Evreux (AS Coprim und Post). Sage und schreibe 5000 Zuschauer sahen dem Kräftemessen auf dem Kleinfeld zu – vor solch einer Kulisse durfte kein TuS-Team mehr seine Künste zeigen. Im gleichen Jahr traten der spätere „sportliche Allrounder“ Arthur Gesswein (lief u.a. auch mehrere Marathons; Bestzeit unter drei Stunden) sowie die Handballer Walter Raschel (später einige Jahre TuS-Vorsitzender) und Bernd Stelz (Torwart) der TuS bei. Letzterer konnte am Sonntag aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein. „Also auf diesem Weg gute Besserung, lieber Bernd“, rief Detlev Esser Richtung Odenwald, wo Stelz seit vielen Jahren eine neue Heimat gefunden hat. Alle drei sind fortan Ehrenmitglied der TuS.
Was für drei weitere Ex-Handballer bereits seit zehn Jahren gilt. Kurt Pletsch, Horst Gotta und Horst Maybach sind inzwischen seit 70 Jahren TuS-Mitglied. Alle waren sie 1952 eingetreten, dem Jahr, in dem die Briten die Nordseeinsel Helgoland an Deutschland zurückgaben. Und in dem in London eine junge Dame den königlichen Thron bestieg – und als Queen Elizabeth II. bis heute in Amt und Würden ist.
70 Jahre der TuS die Treue gehalten. Anlass genug, auf die sportliche Laufbahn der drei zurückzublicken und diese hier selbst zu Wort kommen zu lassen. Unisono lobten sie den Rahmen dieser Jubilarenehrung, schwelgten in Erinnerungen und freuten sich vor allem, Kameraden aus früheren Jahren zu treffen.
Kurt Pletsch (82 Jahre jung): Kurt hat zunächst Fußball gespielt, ehe er im Alter von zwölf Jahren zum Handball wechselte. Später war er im Großfeld eine große Stütze unserer ersten Mannschaft. Unvergessen sind ihm bis heute vor allem die vielen leidenschaftlichen Duelle mit der SKG Bauschheim geblieben. Für ihn stets besonders prekär, denn er war mit seiner Frau und den vier Kindern in Bauschheim beheimatet. Kurt Pletsch war zudem einer der Initiatoren des Spießbratenessens der Handballer am Vatertag, das im Laufe der Jahre zur Tradition mutieren sollte. Später kaufte er sich mit seiner Frau in Katzenbach (Pfalz) ein Wochenendhaus, wo dann auch die Wanderer der TuS als seine Gäste unzählige fröhliche Stunden verbrachten. Sportlich endete es für den „unverwüstlichen Kämpfer“ Kurt so wie alles begann: Bis ins hohe Alter stand er als Torwart und Feldspieler des lokalen Fußballklubs im Wochenenddomizil in der Pfalz seinen Mann.
Horst Maybach (80): „Ich habe sicherlich sehr viel Freizeit für die TuS geopfert. Aber auch immer unheimlich viel zurück bekommen. Und es hat mir stets Spaß bereitet“, blickte der Jubilar am Sonntag zurück. Ihn als „vereinsinterne Trainer-Ikone“ zu bezeichnen, ist sicherlich nicht übertrieben. Es gibt kaum eine Handballerin oder einen Handballer der TuS, der in seinen Anfangsjahren nicht von Horst geformt wurde. Beispiel gefällig: Mit dem Vater des Verfassers dieser Zeilen spielte Horst Maybach (seinerzeit als durch die Lüfte fliegender Torwart) in einer Mannschaft. Später war er einer der ersten Trainer des Jungen – und wiederum mehr als 30 Jahren danach lernte auch dessen Sprössling das „Einmaleins“ des Handballs von Horst Maybach. Dessen größter Erfolg als Coach war zweifellos 1984 der Gewinn der Hessenmeisterschaft mit der weiblichen TuS-B-Jugend.
Auch als Schiedsrichter war Horst Maybach höherklassig tätig: Mit seinem Partner Horst Gotta pfiff er Spiele der hessischen Oberliga. Für seine langjährigen Verdienste wurde Maybach 2004 mit dem „Sportbundpreis“ des Sportbundes Rüsselsheim ausgezeichnet.
Horst Gotta (79).: „Mein Vater, mein Bruder Karl und Nachbar Willi Hartmann haben mich zu den TuS-Handballern geschleift. Damals war ich neun Jahre alt – und habe dann mein ganzes Leben Handball gespielt“, weiß Horst Gotta zu erzählen. Vornehmlich tat er dies im Trikot der TuS, der er allerdings zwischendurch doch einmal für drei Jahren, zumindest als Spieler, den Rücken kehrte. Da fühlte sich der gefürchtete Distanzwerfer nämlich zu höherem berufen, wechselte in die damals höchste deutsche Liga zur TG Ober-Roden. Mit der Zeit wurde ihm jedoch der Aufwand zu groß und er kehrte zu seinem Stammverein zurück. Bis heute unvergessen, die Saison in der Bezirksoberliga, als er unter Trainer Wolfgang Kindinger gemeinsam mit seinem Sohn Uwe in der ersten Mannschaft auf Torejagd ging.
Ehe Detlev Esser dann am Sonntag die von ihm wirklich routiniert und unterhaltsam gestaltete Ehrungsphase beendete, bat er noch zwei umtriebige Vereinsmitgliederinnen nach vorne, um sich mit Blumensträußen für ihren Einsatz zu bedanken: Ingrid Stopper leitet seit 25 Jahren die Turnabteilung, während Renate Fuchs ebenso lange im Gesamtvorstand (zwischenzeitlich als Schirftführerin) tätig ist – und längst als „gute Seele des Geschäftszimmers“ bezeichnet werden darf.
Danach konnte der TuS-Vorsitzende dann das aufgebaute Buffet freigeben – und bis zum Nachmittag noch in Erinnerungen geschwelgt werden. Detlev Esser selbst durfte dann mit seinen Helfern (neben den bereits Genannten noch Holger Gräber und Michael Schmitt) auf eine rundum gelungene Jubilarenehrung 2022 zurückblicken.
Die Jubilare im Überblick
70 Jahre: Horst Gotta, Horst Maybach und Kurt Pletsch (alle Handball).
60 Jahre: Arthur Gesswein (Turnen), Walter Raschel, Bernd Stelz (beide Handball).
50 Jahre: Uwe Gotta, Nicole Maybach, Claudia Reuschel, Thomas Römer, Achim Slawski, Siegfried Slawski (alle Handball).
40 Jahre: Rita Bleser (Turnen), Klaus Langenstein (Handball), Friedrich Schmitt (Kegeln).
25 Jahre: Peter Bock (Tennis), Erika Diehl (Wandern), Rainer Münch (Kegeln), Verena Schwing (Turnen), Sophia Maybach, Stefan Maybach, Andre Riebler, Christiane Schuff (alle Handball).